Regeln für das Improvisieren

  1. Am Anfang steht die Idee. Der Spieler folgt dieser Idee. Anders gesagt: er muss die Idee hören und lässt sich von Idee zu Idee leiten.
  2. Ideen kommen, wenn der Spieler „locker“ ist . Daher darf er nur so „schwer“ spielen, dass er sich nicht überfordert.Um das Spiel leichter zu machen, hat der Spieler folgende Möglichkeiten:
    1. Ein Motiv als Ausgangspunkt nehmen (Kein ganzes Thema)
    2. Langsamer Spielen
    3. Pausen einfügen
    4. Lange Töne spielen
    5. Wiederholungen machen
  3. Es gibt keine „Fehler“. Selbst wenn der Spieler etwas anderes, als das Gewünschte, spielt, kann er es für sich als das von ihm Beabsichtigte erklären.
  4. Für die Bühnenreife muss der Spieler fühlen, dass er genau so und nicht anders spielen will. Ausprobieren, Nachbessern oder Verbessern, Halbherzigkeit oder Vorsicht beim Spielen, sind nicht möglich.

Harmonische Regeln

[Kadenz lat. cadere = fallen]

Das Orchester erreicht den Dominantquartsextakkord, auch beschreibbar als Dominante mit Quart- und Sextvorhalt. Dieser Akkord enthält große musikalische Spannung und ist das Initial für die Kadenz des Solisten. Als erster Schritt folgt in der Regel auf den Dominantquartsextakkord die Dominante. Dann ist freies Spiel zwischen den Tonarten möglich und gewünscht. Die Kadenz erreicht zum Schluss erneut den Dominantquartsextakkord. Die Kadenz spielt sich unter dem Spannungsbogen beider Dominantquartsextakkorde ab. Den Grundakkord der Tonika vermeiden, weil sonst die harmonische Spannung vorzeitig abfällt. Den Sextakkord der Tonika hingegen gern spielen. Der Schluss-Dominantquartsextakkord wird erreicht über die Doppeldominante mit Terz im Bass, kleiner None, ohne Grundton: auch genannt Dv. Diese Terz der Doppeldominante ist der Joker. Nahezu aus jedem Kontext heraus kann sie als Basston (meist mit darüberliegenden Dv) zurück zum Orchestertutti führen. Der typische Triller auf der Quinte der Dominante markiert harmonisch den Fall („cadere“) von der Sexte in die Quinte und von der Quart in die Terz der Dominante und ist Signal für das Orchester zum Einsatz. Mit dem Einsatz des Orchesters erfolgt der weitere Fall in die Tonika. Damit wird die Spannung, die der Dominantquartsextakkord zu Beginn der Kadenz schafft, aufgelöst.

Kochrezept für die Rückkehr zum Orchestereinsatz

  1. Dv der Doppeldominante
  2. Dominantquartsextakkord
  3. Fermate
  4. Triller auf der Quinte mit Vorschlag
  5. Tonika

Harmonieschema (in C-Dur)

Melodische Aspekte

Themen und Motive werde zitiert und abgewandelt und können in neuem harmonischem Kontext gebracht werden. Es kann auch frei gespielt werden ohne motivische Bezüge

Rhythmik

Die Kadenz ist nicht taktgebunden, der Solist ist rhythmisch frei. Er kann Motive im Tempo des Konzert spielen oder auch bewusst ein anderes Tempo wählen. Es steht ihm frei, Pausen nach Belieben zu setzen.

Stilistik

Der Stil des Konzertes wird in der Regel nicht verlassen. Die Grundtonart entspricht in der Kadenz der des Konzertes. Möglich ist auch ein bewusster Stilbruch.

Auszieren von Fermaten in Rondoschlusssätzen

Fermate steht auf der Dominante. Kadenz bleibt in der Dominante, keine Harmoniewechsel. Rhythmisch frei, keine Taktbindung. Nur so lange „wie der Atem eines Sängers reichen würde“.

Material:

  • Kurzes Zitieren und Abwandeln von motivischem Material möglich, aber nicht zwingend.
  • Dreiklänge, Dreiklangsbrechungen, Tonwiederholungen
  • Wechselnoten
  • Durchgangsnoten
  • Tonleitern, auch chromatisch
  • Vorhalte
  • Triller